Freies Archiv der Hütten- und
Bergwerke Rheinhausen e.V.

FOTOAUSSTELLUNG KRUPP RHEINHAUSEN


Vom 25. August - 1. Oktober 2023 fand die Fotoausstellung KRUPP Rheinhausen in Christus Erlöserkirche Duisburg-Rheinhausen, Beethovenstr. 18, 47226 Duisburg (Rheinhausen) statt.


Die Eröffnung     Die Ausstellung     Die Fotografen     Die Geschichte

Die Eröffnung

Der private regionale Fernsehsender Studio 47 veröffentlichte zur Eröffnung der Fotoausstellung am 24.08.2023 einen Bericht. Das Video öffnet sich in einem neuen Fenster.


Die Ausstellung

Die Schließung des Hüttenwerks jährte sich im August 2023 zum 30. Mal. Die FOTOAUSSTELLUNG KRUPP RHEINHAUSEN hat anlässlich dieses Jubiläums an die Ära Krupp in Rheinhausen, den Arbeitskampf und die Demontage des Werkes erinnert.

Im ersten Teil der Ausstellung wurden Bilder des Oberhausener Fotografen Michael Kerstgens und des Essener Fotografen Manfred Vollmer zum Arbeitskampf 1987 gezeigt. Beide Fotografen haben sich dem Thema auf sehr unterschiedliche Weise genähert, so dass eine Gegenüberstellung der Bilder auch unter ästhetischen Gesichtspunkten besonders reizvoll war.


Arbeiten des Industrie- und Werksfotografen Frank Plück, von Werner Schleser sowie Brigitte, Hubert und Volker Wendt waren im zweiten Teil der Ausstellung zu sehen. Sie zeigten die letzten Tage des Hüttenwerks während seiner Demontage und den Übergang des Werksgeländes zur Nutzung als neuen Logistikstandort (Logport I).


Die Fotografen

Michael Kerstgens

Michael Kerstgens, 63, studierte ab 1982 Kommunikations-Design und Fotografie an der Folkwang-Hochschule in Essen. Zwischen 1986 und 2007 arbeitete er als freiberuflicher Fotograf, von 1988 bis 1991 als Gesellschafter der Fotografen-Agentur Anthrazit in Essen.

Von 2003 - 2005 lehrte er als Lehrbeauftragter gestalterische Grundlagen an der Fachhochschule Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven in Wilhelmshaven. Zwischen 2005 und 2007 lehrte Michael Kerstgens als Dozent Fotografie am Fachbereich Design der Hochschule Anhalt in Dessau. Seit 2007 ist er Professor für Fotografie im Fachbereich Gestaltung der Hochschule Darmstadt. 2014 erhielt Kerstgens den „Ruhrpreis für Kunst und Wissenschaft“ der Stadt Mülheim an der Ruhr. 2018 wurde er mit einem „Wissenschaftspreis“ der Hochschule Darmstadt ausgezeichnet.

Bisher hat Michael Kerstgens sechs Bücher veröffentlicht. Seine Fotografien sind in mehreren Sammlungen vertreten, u. a. im Jüdischen Museum in Berlin, im „Haus der Geschichte der BRD“ in Bonn und in der fotografischen Sammlung des Museums Folkwang, Essen.

Manfred Vollmer

Manfred Vollmer (*1944), Fotograf aus Essen, gehört zu den wichtigsten Chronisten des Ruhrgebiets. Vollmer studierte von 1965 bis 1970 Fotografie an der Folkwang Hochschule in Essen-Werden bei Otto Steinert, einem der bedeutendsten deutschen Fotografen der Nachkriegszeit. 1970 schloss er sein Studium ab; seine Examensarbeit wurde mit dem Folkwangpreis der Hochschule ausgezeichnet.

Seither begleitet Manfred Vollmer den Strukturwandel des Reviers.

Neben Zeitungen, Zeitschriften und Verlagen sind es vor allem die Gewerkschaften, für die Vollmer seit Jahrzehnten arbeitet. Er begleitet mit großer Empathie die Arbeitskämpfe im Ruhrgebiet und dokumentiert die Menschen an ihren Arbeitsplätzen.

Seine Fotos nehmen den Betrachter mit auf eine Zeitreise zu den Brennpunkten des Reviers. Die Bilder erzählen von unvergessenen Ereignissen, von starken Emotionen und Erschütterungen: vom Sterben der Henrichshütte Hattingen, vom Arbeitskampf in Rheinhausen oder vom Kampf von Bürgerinitiativen um den Erhalt ihrer Siedlung. Manfred Vollmer hat mehrere Bildbände veröffentlicht. Dem Kampf in Rheinhausen gewidmet ist das Buch „AufRuhr – Rheinhausen 1987/1997“ mit Texten der Journalistin Waltraud Bierwirth.

Große Beachtung fand im Frühjahr die Ausstellung in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen „Manfred Vollmer – ausgelöst. Fotografien von 1968 bis heute“.

Volker Wendt

Volker Wendt, 51, ist gebürtiger Duisburger. Er studierte in Düsseldorf und Bochum. Einen Schwerpunkt seiner fotografischen Tätigkeit bildet die Industriefotografie. Zu diesem Thema hat er die Bildbände „Krupp Rheinhausen“ und „Grobblechwalzwerk Hüttenheim“ veröffentlicht.

Daneben befasst er sich fotografisch vor allem mit dem Thema Stadt- und Landschaftsentwicklung. Auf diesem Gebiet hat Volker Wendt in jüngerer Zeit u.a. den Abbruch der Papierfabrik Walsum (Norske Skog) sowie des Kohlehafens Duisburg und die Umwidmung der betreffenden Gelände in Logistikstandorte der duisport-Gruppe fotografisch begleitet.

Brigitte und Hubert Wendt

Brigitte Wendt, 76, und Dipl.-Ing. Hubert Wendt, 80, die Eltern von Volker Wendt, haben sich bereits seit den 1980er Jahren der fotografischen Dokumentation des Strukturwandels im Ruhrgebiet gewidmet.

Für die Ausstellung hatten sie einige Fotos aus ihrem umfangreichen Bildarchiv zur Verfügung gestellt.

Frank Plück

Frank Plück, 57, schloss 1992 eine Ausbildung als staatlich anerkannter Werbefotograf ab. Seit 2003 ist er Geschäftsführer des dp Studios Werbefotografie Frank Plück

Er ist Gewinner des RWW-Kulturpreises 2016 in der Kategorie Bildende Kunst mit dem Thema "Lebendige Farben im Dunkeln". Die Ausstellung „Auf den Punkt 1 reduziert“, ein Projekt zusammen mit der Realschule an der Mellinghofer Straße in Mülheim an der Ruhr wurde im April 2019 im Bundespresseamt in Berlin gezeigt. (Online www.eye-land.org)

Von Februar bis April 2020 fand die Ausstellung „Alles eine Farbe“ im Historischen Rathaus Mülheim an der Ruhr statt.

Werner Schleser

Werner Schleser, 73, studierte Chemie in Stuttgart und verbrachte sein gesamtes Berufsleben in der Chemischen Industrie. Seit dem Gründungsjahr 1999 unterstützt er ehrenamtlich die Zeitschrift INDUSTRIEKULTUR, die vom LVR Rheinland und LVR Westfalen-Lippe und deren Industriemuseen herausgegeben wird.

Seit einem mehrjährigen, beruflich bedingten Lebensabschnitt in Burgund ist Schleser Korrespondent der INDUSTRIEKULTUR für Frankreich. Inhaltliche Schwerpunkte waren die Krise der Stahlindustrie und des Bergbaus in Lothringen. Fotografisch dokumentiert wurde der Abriss der Hüttenwerke, die verschiedenartigen Ansätze zur Umnutzung der entstandenen Brachen und die sozialen Folgen des Strukturwandels. Besonderes Augenmerk widmet Schleser nach wie vor den lokalen Initiativen zum Erhalt des industriellen Erbes.

Die gezeigten Krupp-Fotos entstanden vom Balkon einer Wohnung in Sichtweite zum Hüttenwerk. Werner Schleser und seine Frau Waltraud beteiligten sich aktiv an zahlreichen Aktionen des Bürgerkomitees während des Arbeitskampfes 1987/88.

Neuere Veröffentlichungen in der INDUSTRIEKULTUR
IK 2.23 „Stadtentwicklung statt Denkmalschutz“. Zur Neunutzung des Hüttenwerks Esch-Belval
IK 4.22 „Duralex: 75 Jahre getempertes Glas „made in France“
IK 2.22 „Ocker – die Farben der Provence“
IK 1.22 „Die Mineralquellen von Vittel“; „Das Schiffshebewerk Montech“ IK 1.22 „Die Mineralquellen von Vittel“; „Das Schiffshebewerk Montech“


Die Geschichte

Das Krupp-Hüttenwerk in Rheinhausen hat auf vielfältige Weise Geschichte geschrieben. Nur wenige Jahre nachdem Alfred Krupp im Jahr 1893 den Bauauftrag für das Hüttenwerk an den Ufern des Rheins erteilt hatte, war es zum größten integrierten Hüttenwerk Europas aufgestiegen. In seiner Blütezeit waren dort mehr als 15.000 „Kruppianer“ und "Kruppianerinnen" beschäftigt. Die Entstehung eines solchen Industriegiganten der Superlative veränderte die gesamten, bis dato durch bäuerliche Strukturen geprägte Region. Insbesondere die urbane Entwicklung Rheinhausens war fortan für viele Jahrzehnte untrennbar mit Krupp verbunden. Bereits fünf Jahre nach der Werksgründung wurde mit dem Bau der Margarethensiedlung begonnen, angelehnt an das englische Gartenstadtkonzept. Umfangreiche Sozialeinrichtungen wie das Bertha-Krankenhaus, Kindergarten oder die Kruppsche Konsumanstalt folgten.

Diese innige Verflechtung zwischen dem Krupp Hüttenwerk und Rheinhausen („Krupp ist Rheinhausen“) schlug in ihr Gegenteil um, als die Stahlkrise Ende der 1980er Jahre ihren Höhepunkt erreichte. Die am 26. November 1987 bekannt gewordene Absicht, das Werk zu schließen, löste bei den Beschäftigten und ihren Angehörigen Fassungslosigkeit und Zorn aus. Eine sichere Zukunft schien in Gefahr. Doch schon am Folgetag begann der härteste Arbeitskampf, den die Bundesrepublik Deutschland bis dahin gesehen hatte.

160 Tage und Nächte lang dauerte die Auseinandersetzung, breit unterstützt durch die Rheinhauser Bevölkerung, Kirchen, Schulklassen und Einzelhandel und nicht zuletzt die sich gegründete Fraueninitiative. Krupp Rheinhausen ist noch heute ein Synonym für die Welle der Solidarität, die den Streikenden seinerzeit weit über Rheinhausen hinaus aus allen Teilen der Gesellschaft entgegengebracht wurde. Die Streiks haben die Schließung des Werks verzögern, aber nicht aufhalten können. Ein Kompromiss mit vielfältigen Maßnahmen federte soziale Härten ab. Tausende Industriearbeitsplätze aber sind verloren gegangen. Der große Streik und das Wiederanziehen der Stahlkonjunktur gaben dem Werk eine letzte Frist von fünf Jahren. Im August 1993 wurden die letzten Werksteile in Rheinhausen stillgelegt. Heute befindet sich mit dem Logport I ein großes Logistikareal auf dem ehemaligen Werksgelände.

Der letzte Hochofen wurde am 23. September 2000 gesprengt.


Die FOTOAUSSTELLUNG KRUPP RHEINHAUSEN wurde vom Verein Freies Archiv der Hütten- und Bergwerke Rheinhausen e.V. gestaltet und organisiert. Ziel des gemeinnützigen Vereins, der ein Archiv zur Geschichte des Hüttenwerks unterhält, ist es unter anderem, neue Erkenntnisse zur Geschichte des Werks zu gewinnen. Dem dienen auch die zahlreichen Dokumente, die dem Verein von ehemaligen Protagonisten überlassen wurden.
Wir bedanken uns ganz herzlich für die Unterstützung durch die Sparkasse Duisburg-Stiftung und die Emmauskirchengemeinde, Bereich Christus-Erlöserkirche in Duisburg-Rheinhausen.